Um vorher etwas klarzustellen: Ich ernähre mich traditionell, bin also ein Allesfresser oder Omnivore (Latein) oder Pantophage (Griechisch), was wiederum ziemlich gleichbedeutend mit der Tatsache ist, dass ich außer Aas, Verdorbenes oder Meinesgleichen so ziemlich alles esse: Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse und Milchprodukte. Traditionell, weil sich jeder, der sich heute andes ernährt oder behauptet, sich anders zu ernähren, irgendwann in seiner Vergangenheit genau so ernährt hat… mit ein paar wenigen Ausnahmen, bei denen die Eltern ihrem Nachwuchs bereits in frühesten Kindertagen Teile dieser traditionellen Speisekarte untersagten – und ich Depp dachte, das Recht auf freue Entfaltung wäre ein Grundrecht.
In den letzten 20-30 Jahren hat sich die Art und Weise, wie wir Menschen uns ernähren, geändert. Geschätzt leben heute etwa 1 Milliarde Menschen auf der Welt vegan oder vegetarisch, das sind etwa 12,5%. In Deutschland ernähren sich rund 5,65 Millionen Menschen (6,7%) vegetarisch und rund 1,77 Millionen Menschen vegan (2,1%) – jeder Elfte also. Es gibt aber noch weitere Ernährungstrends: Frutarier beispielsweise essen nur die Lebensmittel, die von der Mutterpflanze freigegeben wurden, was das Ganze zu einer rein pflanzlichen Ernährung macht. Rohköstler essen nur pflanzliche Lebensmittel, die bei der Verarbeitung auf nicht mehr als 40°C erhitzt wurden. Pescetarier essen kein Fleisch, aber Fisch und tierische Erzeugnisse wie Eier, Milch und Honig. Und Flexitarier sind Teilzeitvegetarier, was diese Ernährungsweise mehr auf eine ausgewogene Ernährung als auf eine fleischlose Ernährung abzielen lässt. Und der Unterschied zwischen veganer und vegetarischer Ernährung sollte klar sein: Während Vegetarier auf Fleisch verzihten, aber tierische Produkte wie Eier, Mich und Honig, sowie Erzeugnisse daraus, verzehren, verzichten Veganer vollständig auf Fleisch, Fisch und tierische Erzeugnisse bis hin zu tierischen Inhaltsstoffen wie in Kleidung, Kosmetik und Co. Untergruppen der Vegetarier, die Milchprodukte verzehren, nennt man Ovo-Vegetarier und solche, die auf Eier verzichten, nennt man Lacto-Vegetariert. Die sogenannten Semi-Vegetarier schließen Geflügen in ihre Ernährung mit ein, die Pesco-Vegetarier dagegen Fisch und Meeresfrüchte.
Anatomisch und physiologisch betrachtet sind wir Menschen auf gar keinen Fall Aasfresser, aber ebenso wenig reine Fleisch- oder reine Pflanzenfresser. Das verraten unsere körperlichen Merkmale wie der aufrechte Gang, Finger und Zehnen, aber auch beispielsweise unser Gebiss, unser Kiefer und die Art und Weise, wie unser Schädel geformt ist. Auch unser Verdauungstrakt, unser Stoffwechsel und die Tatsache, dass wir bestimmte essenzielle Stoffe nur aus bestimmten Sorten Fleisch, Obst oder Gemüse gewinnen können, machen ziemlich deutlich, dass etwas anderes als eine omnivore Ernährung eigentlich nicht viel Sinn macht. Dennoch: Soll doch einfach jeder essen, was er will. Schließlich ist auch jeder selbst für seine Gesundheit verantwortlich. Naja, fasst. Leider gibt es da draußen unfassbar viele Menschen, die, nachdem sie sich für eine nicht omnivore und nicht traditionelle Ernährungsweise entschieden haben, ohne jeden zeitlichen Versatz zu Ernährungsexperten und Propagandisten mutieren und mit sofortiger Wirkung nur noch diese Botschaften in die Welt tragen: Meine Ernährung ist die einzig Richtige. Alle anderen Ernährungen sind auf irgendeine Weise für irgendwen oder irgendetwas schädlich. Jeder muss sich so ernähren wie ich es tue. Und das ist lächerlich und auch irgendwie erbärmlich, wenn uns die Evolution doch schlicht und erfreifend nicht auf diesen Weg geführt hat.
Mir persönlich ist es absolut egal, was andere essen und es wäre wirklich toll, wenn anderen auch egal wäre, was ich esse. Ist es aber nicht. Und genau hier lässt sich die Linie erkennen zwischen denen, die sich aus validen Gründen für ihre Ernährung entschieden haben, denen, die sich aus nicht validen Gründen für ihre Ernährung entschieden haben (Heuchler) und denen, die allen anderen ihre Ernährungsweise aufzwingen wollen und dabei mitunter beleidigend, diskriminierend, diffarmierend und aggressiv vorgehen.
Jemand, der um das tierische Wohl besorgt ist und nicht für das Töten von Tieren verantwortlich sein möchte oder aus irgendwelchen gesundheitlichen Gründen auf bestimmte Bestandteile seiner Ernährung verzichten möchte, hat für mich valide Gründe. Man könnte dem „nicht für das Töten von Tieren verantwortlich sein“ zwar so einiges entgegensetzen, aber Pazifismus gibt es nunmal, wenngleich er sich hier seltsamerweise nur auf Tiere bezieht.
Dann gibt es nicht valide Gründe wie den Versuch, Menschen und Tiere rechtlich gleichzustellen oder kein Fleisch essen zu wollen, aber zu wollen, dass die pflanzlichen Lebensmittel nach Fleisch schmecken, was ein bisschen wie „ich will keine Cola, aber ich will, dass mein Wasser nach Cola schmeckt“ klingt und darum etwas shizophren wirkt. Oder sie glauben, dass ihr Verzicht irgendwelche positiven Effekte in der Natur hervorzurufen wird, was aber in Wirklichkeit nur spürbar wäre, wenn wirklich alle Heuchler wären.
Und dann sind da noch die, die ihre Ernährungsweise anbeten, in ihr eine heilige Schrift sehen und in ihrem heiligen Krieg mit allen Mitteln versuchen, Andersglaubende zu ihrer heiligen Ernährung zu konvertieren. Und wie es in einem Krieg nunmal so ist, ist jedes Mittel recht: Diskriminierung, Beleidigung, Diffarmierung und Gewalt.
Reden wir einen kurzen Moment über das (warum auch immer) prominenteste Beispiel aus diesem Idiotenlager: Raffaela Raab, alias Die Militante Veganerin, alias DMV. Manche nennen sie auch Wut-Veganerin. Die österreichische Staatsbürgerin und Ärztin wurde 1996 geboren und besitzt aktuellen Schätzungen zur Folge ein Vermögen in Höhe von etwa 4-5 Millionen Euro, mutmaßlich wesentlich angewachsen durch ihre Wut- und Hassreden in den sozialen Medien und im Fernsehen, ihren peinlichen und völlig talentfreien Auftritten bei DSDS und Spotify. Bisher ließ DMV die Menschen glauben, dass sie für die Gleichberechtigung von Mensch und Tier und die Umkehr der Menschheit zum Veganismus kämpfe, doch spätestens seit der Einrichtung ihres OF-Accounts, ihren gescheiterten Wortwechseln mit zahlreichen TikTokern und YouTubern spricht die ganze „deutschsprachige Welt“ von einem Imagewechsel. Einer, der die meisten wohl aufatmen lässt, weil die nervige Visage von DMV so allmählich in der Versenkung verschwindet, der ihre Anhänger aber wahrscheinlich frustriert zurücklässt, da DMV dann am Ende doch nicht viel mehr ist als eine untalentierte, nicht ernstzunehmende Content Creatorin.
Ihre Grundidee der „Gleichstellung von Mensch und Tier“ war aber ohnehin zum Scheitern verurteilt, da sich Menschenrechte eben nicht auf Tiere übertragen lassen. Nicht einmal die Tiere selbst würden sich daran halten, weil sie es eben noch nie getan haben und sich evolutionär auch nicht in eine Richtung entwickelt haben, die erkennen lässt, dass Tiere jemals in ähnlich strukturierten und organisierten Gemeinschaften Leben werden wie wir Menschen. Und die allermeisten ihrer Aussagen habe eine Tatsache schlicht ignoriert: Die meisten Tiere, die getötet werden, weil der Mensch Nahrung aus ihnen gewinnt, hätten ohne diesen Verwendungszweck niemals gelebt. Ok, eine Welt ohne diese Kühe, die während ihrer Lebzeit so weniger Metan in die Atmosphäre geblasen hätten (4% Treibhausemissionen durch die Milch-Wertschöpfungskette), wäre minimal sauberer gewesen. Aber mit dem Rind auf unserem Teller spart man sich die Einnahme industriell hergestellter Nahrungsergänzungen, die einen größeren CO2-Fußabdruck haben als man glaubt. Wichtige Vitamine, die ausschließlich (B12) oder fast ausschließlich (B1 und B6) in tierischen Produkten vorkommen, lassen sich eben nicht aus einem Stein, einer Gurke oder einer Champignon rauslutschen.
Um erneut den Titel dieses Beitrags aufzugreifen: „Esst doch einfach, was ihr wollt!“ Lasst euch von nichts und niemandem vorschreiben, was ihr essen sollt, sondern esst, was zu eurem Leben, eurem Lebensstil, eurem Gewissen und euren persönlichen Zielen passt. Jede Ernährung hat irgendwelche Vorteile und Nachteile, die eine andere Ernährung nicht hat und das trifft sogar auf die sogenannte ausgewogene Ernährung zu. Ein klarer Beweis dafür ist, dass sogar die WHO in regelmäßigen Abständen die Ernährungspyramide anpasst, weil das Vorgängermodell einfach nicht mehr auf neuersten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht, was die Frage aufwirft: Werden wir jemals wissen, welche Ernährung uns zu einem idealen BMI bringt, dieses hält und eine Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen in der richtigen Menge zur richtigen Zeit sicherstelle? Ich glaube nicht.
Happy Mampf!